Projekt HARMONIC: „Wir wollen die Auswirkungen der Strahlenbelastung bei Kindern analysieren“
Im Juni startete das europäische Projekt „HARMONIC“ („Health Effects of Cardiac Fluoroscopy and Modern Radiotherapy in Peadiatrics“). Insgesamt 24 Partner aus 13 Ländern untersuchen im engen Austausch von Forschung und Medizin die langfristigen gesundheitlichen Folgen radiologischer und radiotherapeutischer Verfahren für Kinder und Jugendliche. Wichtiger und aus Deutschland einziger klinischer Partner sind die Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) und des Universitätsklinikums Essen. Ihre Schwerpunkte im Forschungsprojekt: Die Bereiche Radiotherapie und Dosimetrie. Federführend in die Untersuchungen eingebunden ist neben der Klinik für Partikeltherapie auch das WPE.
Prof. Dr. Beate Timmermann, Direktorin der Klinik für Partikeltherapie, Ärztliche Leiterin des WPE und Co-Leiterin des HARMONIC-Arbeitspaketes Radiotherapie, ist sich sicher: „Der zunehmende Einsatz von Strahlen – sei es für die Strahlenbehandlung von Tumoren, sei es für die Diagnostik oder bei der interventionellen Kardiologie – hat entscheidend zu einer Verbesserung von Erkennung und Behandlung bei krebserkrankten Kindern beigetragen. Dadurch stiegen die Heilungsraten in den letzten Jahrzehnten deutlich an. Umso wichtiger ist es jedoch, dass wir gerade mit Blick auf die jungen Patienten mehr über die Spätfolgen der Therapien erfahren. Und genau hier setzt HARMONIC an.“
Als eines der größten europäischen Zentren für pädiatrische Radioonkologie leistet die Klinik für Partikeltherapie im Rahmen des europäischen Forschungsvorhabens dabei einen elementaren Beitrag zum geplanten Aufbau eines pan-europäischen Registers. Prof. Timmermann: „Anhand einer einzigartigen, großen Kohorte wollen wir die langfristigen Auswirkungen der Strahlenbelastung bei Kindern analysieren, um so künftig das Risiko möglicher Folgeerkrankungen besser einschätzen und natürlich möglichst vermeiden zu können.“ Dazu zählen neben der Entstehung späterer Zweittumoren auch hormonelle Funktionsstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie neurovaskuläre Erkrankungen. Im Schwerpunktbereich „Dosimetrie“ untersucht die interdisziplinär besetzte Forschergruppe daher auch dezidiert die Strahlenbelastung des gesamten Körpers sowie die relevanter Risikoorgane. „Dies liefert uns“, so Prof. Timmermann, „nicht nur Aufschluss über die mögliche Entstehung von Zweittumoren, sondern dient letztlich auch dazu, mithilfe der gewonnenen Daten die onkologische Behandlung für pädiatrische Patienten zukünftig zu optimieren.“
Generell legt HARMONIC einen Schwerpunkt auf zwei verschiedene, sich gleichwohl ergänzende Patientengruppen: denen, die eine moderne Strahlentherapie, einschließlich einer Protonentherapie, absolvieren, stehen auch Kinder und Jugendliche, die sich interventionellen Herzuntersuchungen mit diagnostischen Strahlenbelastungen unterziehen, im Fokus. In diesem Zusammenhang analysieren weitere Projektpartner beispielsweise auch Biomarker, die für die Auswahl optimaler Diagnostik und Therapie entscheidend sein können.
Das Projekt wurde aus Mitteln des Euratom-Forschungs- und Ausbildungsprogramms 2014-2018 im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 847707 finanziert. Das Projekt wird somit im Zuge von Horizon 2020 der Europäischen Kommission mit insgesamt knapp sieben Millionen Euro gefördert. Davon entfallen insgesamt etwa 1,3 Millionen Euro auf die Universitätsmedizin Essen. HARMONIC startet im Juni 2019 und hat eine Projektlaufzeit von fünf Jahren.