Ependymome im Kindes- und Jugendalter – Leitlinie aktualisiert
Die im Jahr 1997 erstmalig verfasste GPOH-Leitlinie „S1-Leitlinie Ependymome im Kindes- und Jugendalter“ wurde in diesem Jahr aktualisiert. Unter der federführenden Autorenschaft von Prof. Dr. Beate Timmermann, Direktorin der Klinik für Partikeltherapie am Westdeutschen Protonentherapiezentrum Essen (WPE), wurde die vierte, aktualisierte Fassung im September 2023 verabschiedet.
Neue Erkenntnisse – angepasste Leitlinie
Das Ependymom ist ein seltener Tumor, der direkt vom Zentralnervensystem (ZNS) ausgeht. Durchschnittlich 40 Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren erkranken in Deutschland pro Jahr neu an einem Ependymom. Die verschiedenen Ependymomtypen wurden im Jahr 2021 durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen neu klassifiziert, was unter anderem Anlass war, die Leitlinie der Gesellschaft für pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) zu überarbeiten. Dabei ist die Biologie der Tumoren besonders in den Vordergrund gerückt. Für die Therapie ist jedoch vor allem die Lokalisation des Tumors entscheidend. Hierbei werden die ependymalen Tumoren, die im Gehirn auftreten, von denen, die sich im Rückenmark entwickeln, getrennt betrachtet und mit unterschiedlichen Strategien behandelt. Hier genau setzt die Leitlinie an. Frau Prof. Dr. Beate Timmermann liegt es sehr am Herzen, dass sich medizinisches und wissenschaftliches Personal intensiv und fortlaufend in klinischen Studien mit dem Therapieansprechen und den Nebenwirkungen in Bezug auf die individuellen Eigenschaften der ependymalen Tumoren auseinandersetzt. So können angepasste Therapieempfehlungen ausgesprochen werden.
Strahlentherapie als Teil der Behandlung
Aufgrund der Seltenheit und Komplexität von Ependymomen, ist ein hoher Qualitätsstandard in der initialen Diagnostik sehr wichtig. Dazu wird die Einholung einer zentralen Referenzdiagnostik durch die Experten der Kinderneuroradiologie sowie der Kinderneuropathologie gefordert. Die Therapie beginnt unabhängig vom Ependymomtyp und der Lokalisation des Tumors, mit einer möglichst vollständigen operativen Entfernung des Tumors. Bei Ependymomen, die sich im Gehirn entwickelt haben, wird anschließend eine Strahlentherapie durchgeführt. Eine Bestrahlung kann unter Umständen Folgen in der neurokognitiven Entwicklung der PatientInnen haben, so dass in der GPOH-Leitlinie empfohlen wird, „moderne Techniken“ zu nutzen, die gezielt die Belastung des umgebenden Normalgewebes verringern. Aufgrund der Entwicklung in der Bestrahlungstechnik, wurde das Behandlungsalter im Laufe der Jahre herabgesetzt, so dass die lokale Strahlentherapie heute im Rahmen aktueller international einschließender Studien ab einem Alter von einem Jahr eingesetzt werden kann. Insbesondere bei den sehr jungen Ependymom-PatientInnen wird der Einsatz einer hochkonformalen Strahlentherapie, wie der Protonentherapie, empfohlen. Eine zusätzliche Chemotherapie nach der Bestrahlung wird in Einzelfällen verabreicht, wenn damit ein weiterer Therapieerfolg zu erzielen ist. Für Ependymome des Rückenmarks gibt es zurzeit keine allgemeingültigen Therapieempfehlungen. Bei diesen Tumoren wird über den weiteren Behandlungsverlauf nach der Operation für jede Patientin und jeden Patienten einzeln entschieden.
Der Beitrag von Prof. Dr. Beate Timmermann erfolgte über ein Mandat der Fachgesellschaft DEGRO (Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie) und APRO (Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Radioonkologie). In der Klinik für Partikeltherapie am WPE ist sie ins Westdeutsche Tumorzentrum (WTZ) und das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) eingebunden.
S1-Leitlinie
Die GPOH-Leitlinie „S1-Leitlinie Ependymome im Kindes- und Jugendalter“ kann im AWMF Register heruntergeladen werden.
Ependymome am WPE
Ependymome gehören zu den Tumoren, die sehr häufig im WPE behandelt werden. Fast 10 Prozent aller bisherigen Patientinnen und Patienten im WPE hatten ein Ependymom.
Informationen zur Ependymom-Behandlung haben wir auf einer separaten Seite zusammengestellt.
Therapieoptimierungsstudie SIOP-Ependymoma II
Das Ziel der internationalen Studie ist eine Verbesserung der Überlebenschancen und der Lebensqualität bei jungen Patientinnen und Patienten mit einem Ependymom.
Breite Expertise
Neben der Klinik für Partikeltherapie waren an der Bearbeitung der Leitlinie Expertinnen und Experten der unterschiedlichsten Disziplinen beteiligt. Zu Ihnen gehörten:
- die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie am Universitätsklinikum Augsburg
- die Klinik für Kinderheilkunde III am Universitätsklinikum Essen
- die Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Regensburg
- das Hopp-Kinderzentrum Heidelberg
- die Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
- die Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf
- das Institut für Neuropathologie am Universitätsklinikum Bonn
- die RadioOnkologie und Strahlentherapie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
- die Klinische Abteilung für pädiatrische Hämato-Onkologie an der Medizinischen Universität Graz
- die Klinik für Allgemein- und Neuropädiatrie an den Sana Kliniken Duisburg sowie
- das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Jena.
Kontakt im WPE
Jede Kontaktaufnahme erfolgt über unser Case-Management – der Schnittstelle zwischen Ihnen und unserem Team.
Das Case-Management unterstützt Sie bei grundsätzlichen Fragen, der Zusammenstellung Ihrer Unterlagen, bei der Kostenübernahme, sowie bei Reise und Unterkunft und beantwortet alle Ihre aufkommenden Fragen. Es stellt auch den Kontakt zu unseren Strahlentherapeutinnen und -therapeuten her.
Case Management
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