Pilotstudie zur intensitätsmodulierten, hypofraktionierten Radiotherapie mit Protonen für HCC
Lange Zeit spielte die Strahlentherapie bei der Therapie von inoperablen hepatozellulären Karzinomen (HCC) aufgrund der hohen Strahlensensibilität der Leber eine eher untergeordnete Rolle. Moderne Bestrahlungstechniken wie die Protonentherapie jedoch machen es möglich, zielgenau eine exakt berechnete Strahlendosis zu applizieren, über die der Tumor kontrolliert werden kann, ohne dabei die Leber zu gefährden. Dadurch kommt die Strahlenbehandlung für inoperable Situationen oder zur Überbrückung der Zeit bis zur Organtransplantation in Frage. Am WPE bzw. Universitätsklinikum Essen (UK Essen) startet zu diesem Thema derzeit die Pilotstudie „HEPRO-Trial“; ein positives Ethikvotum liegt bereits vor.
Die Protonentherapie wird bei hepatozellulären Karzinomen mittlerweile regelhaft im Rahmen der Routineversorgung eingesetzt und kommt, so erklärt Dr. Danny Jazmati, Koordinator des Leberprogramms am WPE, derzeit auch am UK Essen vor allem in zwei Fällen zum Einsatz: „als definitive Bestrahlung der Leber, also dann, wenn kein operatives Verfahren möglich ist; oder als Überbrückung bis zur Transplantation, um den Progress des Karzinoms innerhalb der teils mehrjährigen Wartezeit auf ein Spenderorgan zu verlangsamen und so die Transplantationsfähigkeit der Patienten zu erhalten“. Als vorteilhaft haben sich auch hier einmal mehr die physikalischen Eigenschaften der Protonen erwiesen: Das Zielvolumen kann exakt und mit hohen Dosen bestrahlt werden, ohne dabei die nicht betroffenen Leber-Anteile zu schädigen. Grundsätzlich jedoch gilt: Die Behandlung von Lebertumoren erfordert sehr viel Expertise, und insbesondere eine Bestrahlung ist aufgrund der Beweglichkeit des Organs ausgesprochen anspruchsvoll. Umso wichtiger sind Studiendaten, über die sich die Therapie künftig weiter optimieren und verfeinern lässt, nicht zuletzt im Hinblick auf das Verhältnis von Effektivität der Bestrahlung und möglichen Nebenwirkungen.
Als monozentrische Pilotstudie und Kooperationsprojekt der Klinik für Partikeltherapie am WPE und der Klinik für Gastroenterologie des UK Essen soll „HEPRO-Trial“ daher nun die wissenschaftliche Grundlage für eine umfangreiche Folgestudie legen. Zunächst geht es darum, Durchführbarkeit und Datenqualität in den beiden teilnehmenden Zentren zu analysieren. Dr. Jazmati: „Erfasst werden sollen neben der Tumorkontrolle, dem Gesamtüberleben und der Leberfunktion beispielsweise auch Akut- und Spätnebenwirkungen sowie die Lebensqualität der Probanden.“ Die Machbarkeitsstudie richtet sich an erwachsene Patientinnen und Patienten mit HCC, für die nach Abwägung aller Möglichkeiten eine definitive Bestrahlung oder eine Bestrahlung zur Überbrückung bis zu einer Transplantation die beste Therapieoption darstellen und denen eine Protonentherapie angeboten werden kann. „HEPRO-Trial“ startet im Juni.
Patienten mit einem HCC, die sich für die Behandlung mit einer Protonentherapie interessieren oder deren Angehörige können sich bei unserer offenen Lebersprechstunde für eine erste Beratung anmelden. Die Termine koordiniert unser Case Management unter 0201-723-6600 oder wpe@uk-essen.de.
Weitere Informationen zu den Möglichkeiten der Protonentherapie bei Lebertumoren finden Sie auf unserer Indikationsseite für Lebertumoren.