Kunsttherapie am WPE
Kreative Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung
Im Sinne einer ganzheitlichen Genesung und mit Blick auch auf die mentale Unterstützung unserer onkologischen Patientinnen und Patienten haben wir die psychosoziale Versorgung am WPE bereits 2019 um ein kunsttherapeutisches Angebot ergänzt. Die begleitende kreative Therapie richtet sich sowohl an Kinder und Jugendliche als auch an Erwachsene und findet in der Regel in Einzelsettings im geschützten Rahmen des Ateliers am WPE statt.
Warum überhaupt Kunsttherapie?
In der Protonentherapie im WPE angekommen zu sein bedeutet nicht selten, dass schon ein längerer Weg hinter unseren Patientinnen und Patienten liegt.
Meist mussten schon eine Vielzahl anderer Therapien gemeistert oder nahezu unzählige Krankenhausaufenthalte hinter sich gebracht werden – vom ersten Schock der Diagnose ganz zu schweigen, der die Patient:innen und Familien seit diesem Tag begleitet.
All diese Erfahrungen und Herausforderungen, die auf dem Behandlungsweg einer Turmorerkrankung liegen, sollten gut unterstützt und versorgt werden. Ein ehemaliger Patient formulierte es treffend mit den Worten „Es ist kein Sprint, es ist ein Marathon“. Es warten so viele Herausforderungen und Hürden im Laufe der Therapie, die gemeistert werden wollen. Schaffen wir es gemeinsam, neue individuelle Wege zu ergründen, können wir diese nicht nur schaffen, sondern sogar an ihnen wachsen.
In unserem Haus sind die behandelten Personen medizinisch und physisch sehr gut versorgt, was einen wichtigen Aspekt in der strahlentherapeutischen Behandlung darstellt.
Doch es gibt noch eine weitere wichtige Säule in der Behandlung – das Widmen der seelisch- psychische Seite des Menschen. Der Körper trägt manchmal Wunden oder Narben davon, die man gut auf den ersten Blick erkennen kann. Darauf zu reagieren, fällt uns heute vergleichsweise leicht. Es gibt aber auch Wunden und Verletzungen, die verborgen sind, es aber ebenso verdient haben angemessen versorgt zu werden wie unsere sichtbaren Wunden. Die Einbeziehung beider Hälften des Menschen, sowie des Sozialsystems, in welchem jede/r Einzelne lebt, ist ein Versuch der ganzheitlichen Versorgung, die auch durch immer mehr Studien belegt und gestützt wird. Hier setzt der Psychosoziale Dienst an, zu welchem auch die Künstlerische Therapie zählt.
„Malen kann ich nicht.“
Vorweg ein wichtiger Punkt: In der Künstlerischen Therapie geht es nicht darum, am Ende ein schönes Bild mitzunehmen, das im besten Fall über dem Sofa im Wohnzimmer hängen kann. Es geht um das künstlerische Tun und den Prozess, im Laufe dessen immer wieder gescheitert werden darf, um noch einmal neu anzufangen, mutig immer wieder neue Wege zu gehen um am Ende vielleicht verloren geglaubtes wiederzufinden oder gar Neues zu entdecken.
Die Kunst bietet also einen geschützten Proberaum, in welchem unter Ausschluss der realen Welt eine eigene Welt entstehen darf. Auf dem Weg einer Tumorbehandlung warten viele nicht selten einschneidende Ereignisse, die für die Betroffenen belastend sein können. Durch diese Belastungen können Gefühle wie Angst, Wut, Trauer und viele mehr auftauchen. Manchmal vergessen wir dann sogar unsere vielen Fähigkeiten und Ressourcen, die in uns verborgen liegen. Im Behandlungsalltag muss sehr viel hingenommen und ausgehalten werden, das nicht in unserer Hand liegt. Es sollen Entscheidungen getroffen werden, die kaum zu bewältigen scheinen.
In der künstlerischen Therapie knüpfen wir da an, wo jeder einzelne jetzt gerade steht. Wir suchen gemeinsam Ihren persönlichen künstlerischen Weg und das für Sie passende künstlerisches Material, das Sie mit oder ohne Anleitung bearbeiten können. Jedes Therapieangebot ist so individuell wie jede und jeder Einzelne, die/der unser Atelier betritt. Durch das künstlerische Arbeiten und die intensive Beschäftigung mit dem jeweiligen Material tauchen im Werk immer wieder alte Fähigkeiten und Ressourcen auf, die von den vielen Gefühlen und Belastungen verschüttet wurden.
Im Prozess der Bearbeitung eines Kunstwerkes werden diese oft wieder freigelegt. Sie erschaffen sich einen freien Raum, in dem Gefühle wie Angst, Wut, Trauer und vieles andere Platz haben dürfen. Und manchmal entwickeln sich diese Gefühle zu Hoffnung und Mut. Durch die Freiheit und den fehlenden Leistungsdruck kann sich Veränderungspotenzial entfalten und es können neue Kräfte geschöpft werden.
Das Kunstwerk beschenkt uns mit uns selbst und manchmal mit wundervollen Überraschungen.
Was gibt es denn?
Färbergarten
Die Künstlerische Therapie versucht nicht nur den Menschen und seine Umgebung im ganzheitlichen Sinne zu betrachten, sondern bezieht auch die Welt mit ein, in der wir leben. Wir erleben zusammen die Jahreszeiten, die Wandlung und Atmung unserer Erde. Wir entdecken die gesundende Kraft der Natur in unserem hauseigenen Färbergarten und finden zusammen die Magie der Pflanzenfarben. Wichtig ist uns, dass ihr durch verschiedene Angebote Werkzeuge an die Hand bekommt, die ihr auch über die Therapiezeit hinaus nutzbar machen könnt, um Kraft und Ruhe zu schöpfen. Zudem ist es uns als Psychosozialem Dienst ein Anliegen, die Jahresfeste zusammen zu zelebrieren und zu feiern.
Masken-Gestaltung
Das kunsttherapeutische Masken-Projekt soll unseren jungen Patientinnen und Patienten die Behandlung so angenehm wie möglich gestalten und ihnen gleichzeitig auch die Möglichkeit geben, dass sie selbst ihre Behandlung aktiv mitgestalten können. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und kann sich positiv auf ihr Befinden während der Behandlung auswirken. Die Kinder geben ihren Masken ein farbenfrohes, individuelles Aussehen und damit letztlich auch sich selbst ein neues Ich. Mögliche negative Assoziationen, die mit der Maske in Beziehung stehen könnten, werden durch etwas Positives, etwas selbst Geschaffenes ersetzt. Und so wird aus so manch schlichter Maske ein vor Farbe strotzender Superhelden-„Überzug“, der beschützt und Kraft gibt.
Ansprechpartnerin
Annelie Kuprat, Künstlerische Therapeutin und Medizin-Technologin für Radiologie, ist Ihre Ansprechpartnerin zu allen Fragen hinsichtlich der Kunsttherapie am WPE. Das Angebot steht allen Patientinnen und Patienten des Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen kostenlos jeweils ein bis maximal zwei Mal pro Woche zur Verfügung. Im Rahmen des „offenen Ateliers“ ist einmal wöchentlich zudem gemeinschaftliches freies Arbeiten möglich.
Kontakt: annelie.kuprat@uk-essen.de