GliProPh-Studie
Was ist die GliProPh-Studie?
Die GliProPh-Studie ist eine prospektive, randomisierte Studie des Universitätsklinikums Essen. Sie vergleicht die auftretenden Nebenwirkungen bei Protonen- und Photonenbestrahlungen von Patientinnen und Patienten mit Gliomen der WHO-Grade II-III.
Studienleiter sind:
- Prof. Dr. Martin Glas, Klinik für Neurologie, Abteilung Klinische Neuroonkologie
- Prof. Dr. B. Timmermann, Klinik für Partikeltherapie, Westdeutsches Protonentherapiezentrum Essen
- Prof. Dr. Martin Stuschke, Klinik für Strahlentherapie
Kontakt
Bei Fragen zur Gliom-Studie wenden Sie sich bitte an unser Studienbüro.
Dr.
Sabine Frisch
Was sind randomisierte Studien?
Bei einer randomisierten Studie werden die Studienteilnehmer nach dem Zufallsprinzip den verschiedenen Studienteilnehmergruppen zugeordnet. Je nach Studien erfahren die Teilnehmenden dabei entweder sofort oder erst nach der Studiendurchführung, in welcher Gruppe sie waren. Im Falle der GliProPh-Studie erfahren die Teilnehmenden es sofort.
Was sind prospektive Studien?
Prospektive Studien sind Studien, bei denen vor Studienbeginn Fragen definiert werden, die innerhalb der Studie untersucht werden sollen. Die ab Beginn der Studie gesammelten Daten werden ausschließlich für das Studienziel gesammelt.
Studienhintergrund
Was ist ein Gliom?
Gliome sind Tumoren, die aus den Gliazellen entstehen – dem Stütz- und Nährgewebe der Nervenzellen. Solche Tumoren treten meist im Gehirn auf, bilden sich gelegentlich aber auch im Bereich des Rückenmarks und der Hirnnerven.
Gliome der WHO-Grade II und III machen hinsichtlich der Häufigkeit bei Erwachsenen gut 22 % aller bösartigen Tumore des Gehirns oder des zentralen Nervensystems aus. Das entspricht mehr als einem Fünftel aller neuen Diagnosen.
Wie wird ein Gliom diagnostiziert und therapiert?
Die Diagnostik des Glioms besteht nach der bildgebenden Untersuchung (CT, MRT etc.) aus histologischen Untersuchungen, bei denen Gewebeproben mikroskopisch analysiert werden, und aus molekularen Methoden, die den genetischen Bauplan der Krebszellen genau analysieren. Auf Grundlage dieser Diagnostik erfolgt meist eine personalisierte Therapieempfehlung. Diese setzt sich je nach Indikation aus einem oder mehreren der folgenden Bausteine zusammen:
- Operation
- Strahlentherapie
- Chemotherapie
Gliome und Strahlentherapie
Das Ziel einer Strahlentherapie mit Protonen oder Photonen ist grundsätzlich gleich: Die Tumorzellen sollen am weiteren Wachstum gehindert oder abgetötet werden. Dies geschieht durch ionisierende Strahlen, welche die Tumorzell-DNA dauerhaft beschädigen und die weitere Zellteilung verhindern.
Welche Bestrahlungsarten bei Gliomen?
Bei Gliomen wird sowohl die Protonen- als auch die Photonentherapie routinemäßig zur Behandlung eingesetzt. Allerdings ist unklar, ob die beiden Verfahren bei gleicher Dosierung und gleichem Zielvolumen unterschiedliche Nebenwirkungen hervorrufen. Zudem erfolgten bisherige Studien zur Strahlentherapie bei Gliomen überwiegend im Bereich der Photonenbestrahlung. Die Protonentherapie jedoch deponiert aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften keine Strahlendosis hinter dem Tumor. Außerdem ermöglicht sie die Reduzierung von Bestrahlungsfeldern und kann somit zu einer Verringerung des bestrahlten Hirnvolumens außerhalb des Tumors führen.
Das macht eine langfristige vergleichende Auswertung hinsichtlich der strahleninduzierten Nebenwirkungen beider Bestrahlungstechniken erforderlich. Und genau hier setzt unsere prospektive GliProPh-Studie an.
Weitere Infos zur Protonentherapie
Sie möchten mehr über die Wirkung der Protonentherapie erfahren? Dann besuchen Sie unsere Informationsseite.
Die GliProPh-Studie
Aufbau der Studie
Die GliProPh-Studie vergleicht ausgewählte strahlenbedingte Nebenwirkungen bei erwachsenen Patientinnen und Patienten mit Gliom vom WHO-Grad II oder III. Die Bestrahlung erfolgt dabei entweder als bildgeführte intensitätsmodulierte Strahlentherapie mit Photonen in der Strahlenklinik des Universitätsklinikums Essen oder als bildgeführte Protonentherapie am WPE.
Verabreichte Gesamtdosis, Fraktionierung und das Zielvolumenkonzept beider Strahlenmodalitäten sind dabei identisch und entsprechen den aktuellen, internationalen Standardtherapie-Empfehlungen zur Strahlentherapie bei Gliomen.
Bei Teilnahme an der Studie erfolgt die Auswahl für eine Therapie mit Photonen oder mit Protonen zufällig (randomisiert). Grundsätzlich ist dabei davon auszugehen, dass beide Verfahren gleich wirksam bezüglich der Zerstörung des Tumors sind.
Ziele der Studie
Hauptziel der Studie ist es, drei Jahre nach Therapieende die Informationsverarbeitung des Gehirns bei beiden Bestrahlungsarten vergleichend zu bewerten. Dazu werden differenzierte neuropsychologische Untersuchungen durchgeführt, die verschiedenste Parameter untersuchen:
- Verbale Lern- und Merkfähigkeit
- Wortflüssigkeit
- Koordination und Feinmotorik
- Aufmerksamkeit
- Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis
Ein weiteres Ziel der Studie ist eine ergänzende Datensammlung und -auswertung zu Lebensqualität, Nebenwirkungen und Überleben von Patienten und Patientinnen. Weil Nebenwirkungen nicht immer sofort erkennbar sind, umfasst die Studie zusätzlich ein ergänzendes wissenschaftliches Begleitprogramm. Dieses analysiert bildliche MRT-Veränderungen und endokrinologische Daten zum Vergleich beider Bestrahlungsarten. Und zwar bis zu 6 Jahre nach Therapieende. Darüber hinaus werden Blutserum und Paraffinblöcke mit entferntem Tumorgewebe in der Westdeutschen Biobank aufbewahrt.
Insgesamt soll die Studie die Strahlentherapie dahingehend optimieren, dass empfindliche und den Tumor umgebende Strukturen zukünftig noch besser geschont werden können.
Sie sind Patientin oder Patient und möchten an der GliProPh-Studie teilnehmen?
Dann können Sie sich sowohl von den Expertinnen und Experten im WPE als auch in der Strahlenklinik des Universitätsklinikums Essen beraten lassen. Die Aufklärung und der Einschluss in die Studie erfolgt in der Neuroonkologie. Nehmen Sie jetzt Kontakt auf.
Kontakt Klinische Neuroonkologie: 0201 723 6504 / 6519
Kontakt WPE: 0201 723 6600
Kontakt Strahlenklinik UK Essen: 0201 723 85095
Bilder?
Bildunterschrift:
Bestrahlungspläne eines Glioms, jeweils von oben (sagittal), links mit Photonen, rechts mit Protonen. Man kann deutlich die geringere Belastung des umliegenden Gewebes bei der Protonentherapie erkennen.
Kurzinformationen zur GliProPh-Studie
Erkrankung | Zentrales Nervensystem: Gliome: WHO-Grad II und Grad III Erstlinie |
Kohorte (Anzahl an Patienten) | 80 (2×40 je Therapieform) |
Involvierte Zentren | Essen, Marburg |
Datenerhebung | Neurokognitive Tests (Dr. Jokisch, Klinische Psychologie) |
Studienleiter (Principal Investigator) | Prof. Martin Glas, NeuroonkologieProf. Martin Stuschke, StrahlentherapieProf. Beate Timmermann, Partikeltherapie |
Follow-Up | Im Rahmen der regulären jährlichen Nachsorge-Termine im WPE bzw. in der Strahlenklinik für die Dauer von 5 Jahren |
RT | IMRT or PT; 1.8-2.0 Gy pF à 54 or 59.4-60 Gy |
primärer Endpunkt | Neurokognition (Composite Z-Score) |
1. Einschreibung (1st enrollment) | 16.01.2019 (25.02.2019 randomisiert für Protonentherapie in Essen) |
Rekrutierungszeitrum | 2018-2023 |
Ende | 2028 |
Einschlusskriterien | Histologisch gesichertes WHO-Grad II oder III Gliom mit Indikation zur Durchführung einer Strahlentherapie nach Beschluss der lokalen neuroonkologischen Konferenz des Studienzentrums Klassifikation des Tumors gemäß der WHO-Klassifikation 2016 inkl.: mutierter IDH-Status muss nachgewiesen sein, Bestimmung des 1p/19q Deletionsstatus und MGMT- Promotormethylierungsstatus muss vorliegen Ein Karnofsky-Index von >= 70% Patienten müssen >= 18 Jahre sein Beginn der Strahlentherapie innerhalb 6 Wochen nach Operation Zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses sollte der Abstand zur letzten Operation >= 2 Wochen sein. Die Patienten müssen sich von den Folgen der Operation erholt haben Patient muss zustimmen und in der Lage sein, eine neurokognitive Baseline-Testung noch vor Gabe der ersten Strahlendosis durchzuführen. Der Patient muss vor Studieneinschluss die schriftliche Einwilligung zur Studienteilnahme erteilen. Studienpatient ist in der Lage, Sinn und Tragweite der Studie zu verstehen und ist gewillt, den Anweisungen der klinischen Studie zu folgen und aller Voraussicht nach die geplanten Studienvisiten einzuhalten. Gebärfähige Patientinnen müssen einen negativen Schwangerschaftstest (aus dem Serum oder Urin) aufweisen, der nicht älter als 7 Tage ist zum Zeitpunkt der ersten Studienintervention. Laborwerte nicht älter als 3 Wochen vor Studieneinschluss: Absolutwert neutrophiler Granulozyten >= 1500/mm^3, Thrombozytenzahl >= 100 000/mm^3, Hämoglobinwert (Hb) >10 g/dL, Gesamtbilirubinwert <= 1,5-fach der oberen Normwertgrenze, Werte für Aspartat-Aminotransferase (AST) und Alanin-Aminotransferase (ALT) <= 3-fach der oberen Normwertgrenze, Kreatininwert <= 1,5-fach der oberen Normwertgrenze |
Ausschlusskriterien | Gleichzeitige Teilnahme an bestimmten anderen klinischen Studien oder Teilnahme an einer klinischen Studie, die die Gabe eines Prüfpräparats innerhalb von 30 Tagen vor Studieneinschluss erfordert oder die zu einer Veränderung der Intervention bzw. zu Wechselwirkungen führt. Physischer oder psychischer Zustand des Patienten, der, im Ermessen des Studienarztes, den Patienten gefährden könnte, die Studienergebnisse verfälschen könnte oder der die Teilnahme des Patienten an der klinischen Studie negativ beeinflussen könnte. Bekannter oder anhaltender Missbrauch von Drogen, Alkohol oder Medikamenten Vorausgegangene Strahlentherapie am Kopf oder im Gesichts-Halsbereich Vorausgegangene Chemotherapie aufgrund einer ZNS-Neoplasie Schwere Komorbidität, die eine Compliance mit den Studienvorgaben limitiert Bösartige invasive Tumorerkrankung mit einer Tumorfreiheit von < 3 Jahren Hinweise für eine leptomeningeale Dissiminierung Spinale oder infratentorielle Tumorlokalisation Patienten mit bekannter Infektion mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) und unter laufender retroviraler Therapie Patienten mit neuerlich diagnostizierter Hepatitis-Infektion oder – nach Ermessen des zuständigen Studienarztes – erheblichem Risiko einer Reaktivierung |
Registrierung in anderen Studienregistern | Deutsches Register Klinischer Studien DRKS00015160 |
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