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Übersicht: AktuellesErstellt am: 19.10.2023

Forschende des WPE haben die Strahlenexposition in der gesamten Behandlungskette von Hirntumoren bei pädiatrischen PatientInnen untersucht. Danach kann die Protonentherapie die Gesamtdosis im gesunden Gewebe – und damit die Wahrscheinlichkeit für sekundären Krebs – signifikant reduzieren. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Frontiers in Oncology“ gemeinsam mit internationalen KollegInnen veröffentlicht.

Im Rahmen der strahlentherapeutischen Behandlung wird unvermeidlich auch ein Teil des gesunden Gewebes mit Strahlendosis belastet. Moderne Techniken erlauben eine konformale Bestrahlung des Tumors, während das gesunde weitestgehend geschont wird. Weit entfernt vom Behandlungsvolumen kommt es meist zu sehr geringer Belastung des Gewebes ohne unmittelbare Nebenwirkungen. Auch wenn Sie nur gering ist, erhöht jede Dosisbelastung jedoch die Wahrscheinlichkeit eines Zweittumors, der erst Jahre oder Jahrzehnte nach der Behandlung auftreten kann. Dies geschieht nicht nur durch die eigentliche Strahlenbehandlung, sondern auch durch die Bildgebung mit ionisierender Strahlung, also Computer-Tomographie und Röntgen-Aufnahmen zur Patienten-Positionierung. Gerade bei pädiatrischen PatientInnen mit hoher Lebenserwartung ist daher die Kenntnis dieser Effekte wichtig.

Strahlenbelastung während der gesamten Therapie

MedizinphysikerInnen und ÄrzteInnen des Westdeutschen Protonentherapiezentrums Essen (WPE) haben zusammen mit internationalen KollegInnen die Strahlenexposition während der Behandlung von Hirntumoren bei Kindern im Detail analysiert. Dabei wurde die gesamte Behandlungskette berücksichtigt, inklusive Röntgen-Bildgebung vor und während der Therapie. Die Strahlenbelastung von Gewebe weit außerhalb des Tumors bei Photonen- und Protonentherapie wurde bestimmt, um ein Gesamt-Risiko für sekundären Krebs bei beiden Techniken zu vergleichen.

Die Strahlenexposition wurde für ein fünfjähriges Kind bei der Behandlung eines Glioms mittels Computersimulationen ermittelt. Diese Simulationen erlauben die präzise Berechnung der absorbierten Energiedosis auch für Strahlung, die weit vom eigentlichen Behandlungsbereich z.B. durch Streuung auftritt. Mit Hilfe eines weiteren Rechenmodells, das unter anderem die epidemiologischen Daten der Atombomben-Opfer von Hiroshima und Nagasaki enthält, wurde das Risiko für die Entstehung von Zweittumoren ermittelt.

Strahlenbelastung während der gesamten Therapie

Es zeigt sich, dass strahlenempfindliche Organe bei der Protonentherapie grundsätzlich besser geschont werden als bei modernen Photonentechniken. Weiterhin ist die Strahlendosis durch Bildgebung vor und während der Behandlung gerade in den weiter entfernten Organen entscheidend für das Gesamtrisiko. Hier muss insbesondere bei pädiatrischen PatientInnen ein besonderes Augenmerk auf die Minimierung unnötiger Strahlendosis gelegt werden. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass das Gesamtrisiko für sekundären Krebs bei der Protonentherapie mit optimierter Bildgebung geringer ausfällt als bei den anderen Strahlentherapie-Techniken.

Frontiers in Oncology

Die Untersuchungen wurden gemeinsam mit internationalen Kollegen in der Fachzeitschrift „Frontiers in Oncology“ veröffentlicht

HARMONIC

Diese Arbeit ist Teil des EU geförderten Projekts HARMONIC.

Pressemitteilung

Offizielle Pressemitteilung der HARMONIC-Studiengruppe zu den Ergebnissen.

Vergleichsplan Photonen – Protonen

Berechnete Dosis-Verteilungen im Modell. Links Rotationsbestrahlung mit Photonen, rechts Protonentherapie.

Therapien am WPE

Behandlung von Kindern

Bei uns am WPE stellt die Protonenbestrahlung von Patientinnen und Patienten im Kindes- und Jugendalter einen besonderen Schwerpunkt dar. Bis zu 300 Kinder im Alter bis 18 Jahren werden bei uns durch Zuweisungen aus ganz Deutschland, Europa und darüber hinaus behandelt. Gemessen an der relativ geringen Häufigkeit kindlicher Tumore ist das im europäischen Vergleich ein hoher Anteil.

Behandlung von ZNS-Tumoren

Hirntumore bzw. Tumore des Zentralen Nervensystems sind am WPE die meistbehandelten Erkrankungen. Fast 50 Prozent aller bisher behandelten Tumoren waren Hirntumore, davon viele Ependymome, Medulloblastome oder Meningeome, aber auch Gliome, wie Astrozytome oder Glioblastome. Eine umfangreiche Liste haben wir neben weiteren Information auf einer separaten Hirntumor-Seite zusammengefasst.